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schmerzfrei-Retz

Qutenza- hochdosiertes Capsaicin

Qutenza, Capsaicin, schmerzfrei-Retz, Dr. Martina Mühlreiter

Qutenza® – Moderne topische Therapie bei neuropathischen Schmerzen

Neuropathische Schmerzen entstehen durch eine Schädigung oder Fehlfunktion von Nervenfasern. Typisch sind brennende, stechende oder elektrisierende Schmerzen, häufig begleitet von Missempfindungen wie Kribbeln, Taubheit oder Überempfindlichkeit auf Berührung.

Solche Schmerzen können nach Gürtelrose (postzosterische Neuralgie), im Rahmen einer Polyneuropathie (z. B. diabetisch oder chemotherapieassoziiert) oder nach Operationen und Verletzungen auftreten. Oft bestehen sie dauerhaft, schränken die Lebensqualität erheblich ein und sprechen nur unzureichend auf klassische Schmerzmittel an.

Eine wirksame, gut verträgliche und lokal begrenzte Therapieoption stellt das Medikament Qutenza® dar. Es handelt sich um ein verschreibungspflichtiges Pflaster, das hochdosiertes Capsaicin (8 %) enthält – den schärfenden Wirkstoff aus Chilischoten.

Die Anwendung erfolgt ausschließlich durch speziell geschultes medizinisches Fachpersonal und ist in Österreich ausschließlich Fachärzten mit besonderer Qualifikation in der Schmerzmedizin vorbehalten.

Schmerzleitung und TRPV1-Rezeptoren – Wie Schmerzen entstehen

Die Wahrnehmung von Schmerz beginnt in spezialisierten Nervenfasern, den sogenannten Nozizeptoren. Diese reagieren auf potenziell schädliche Reize – etwa Hitze, Druck oder chemische Substanzen. In der Haut und im peripheren Nervensystem sind insbesondere die C-Fasern von Bedeutung. Diese leiten langsam, aber anhaltend Schmerzimpulse über das Rückenmark ins Gehirn weiter.

Ein zentrales Element in der Reizwahrnehmung dieser Fasern ist der TRPV1-Rezeptor (Transient Receptor Potential Vanilloid 1). Er wird aktiviert durch Temperaturen über 42 °C, durch Entzündungsmediatoren – und durch Capsaicin.

Kommt es zur wiederholten oder intensiven Stimulation dieses Rezeptors, verändert sich die Reizleitung in der betroffenen Nervenfaser. Die Schmerzschwelle sinkt, und es kommt zu einer Überempfindlichkeit (Sensitivierung).

Genau hier setzt Qutenza® an: Durch gezielte, hochdosierte Aktivierung des TRPV1-Rezeptors wird eine vorübergehende „Überreizung“ der schmerzleitenden Nervenendigungen herbeigeführt – mit dem Ziel, diese in ihrer Funktion zu unterbrechen.

Wirkmechanismus von Qutenza®

Qutenza® enthält synthetisch hergestelltes Capsaicin in einer Konzentration von 8 %. Wird das Pflaster für 30 bis 60 Minuten auf die schmerzhafte Hautstelle aufgebracht, aktiviert das enthaltene Capsaicin die TRPV1-Rezeptoren der darunterliegenden Nervenendigungen. In der Folge öffnen sich Kalziumkanäle, Ionen strömen ein, und es entsteht ein intensives, aber zeitlich begrenztes Aktivierungssignal.

Diese starke Reizung führt dazu, dass die betroffenen C-Fasern in eine Art „funktionelle Ruhepause“ übergehen.

Man spricht von einer Defunktionalisierung der Nervenendigung – das heißt: Die Faser ist für Wochen bis Monate nicht mehr in der Lage, Schmerzreize weiterzuleiten. Es kommt nicht zu einer Zerstörung des Nervs, sondern zu einer reversiblen Funktionsunterbrechung.

Nach etwa zwei bis drei Monaten regenerieren sich die Nervenendigungen, eine Wiederholung der Anwendung ist dann möglich.

Klinische Anwendung und Ablauf der Therapie

Qutenza® darf ausschließlich von Fachärzten mit schmerzmedizinischer Spezialisierung und entsprechender Schulung angewendet werden. Die Applikation erfolgt in der Ordination unter kontrollierten Bedingungen. Zunächst wird die betroffene Hautregion genau lokalisiert, gereinigt und markiert. Je nach individueller Empfindlichkeit kann eine leichte lokale Betäubung vor der Anwendung erfolgen. Das Pflaster wird für eine definierte Zeit – meist 30 bis 60 Minuten – auf die betroffene Stelle aufgebracht.

Während der Anwendung kann es zu vorübergehendem Brennen, Rötung oder einem Hitzegefühl kommen. Diese Reaktionen sind Ausdruck des beabsichtigten Wirkmechanismus und klingen üblicherweise rasch wieder ab. Nach Entfernung des Pflasters wird die Haut gründlich gereinigt und auf Wunsch gekühlt.

Die schmerzlindernde Wirkung setzt häufig innerhalb der ersten ein bis zwei Wochen ein und kann bis zu drei Monate anhalten. Eine Wiederholung der Anwendung ist bei entsprechender Indikation möglich.

Zugelassene Indikationen nach Herstellerempfehlung

Qutenza® ist in Europa zugelassen zur Behandlung von peripheren neuropathischen Schmerzen bei Erwachsenen, entweder allein oder in Kombination mit anderen Schmerzmitteln.

In der klinischen Praxis besonders relevant sind:

  • Postzosterische Neuralgie (PHN) – Schmerzen nach einer Gürtelrose

  • Diabetische Polyneuropathie (DPN) – Nervenschmerzen bei Diabetes mellitus

  • Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie

  • Chronische, lokal begrenzte neuropathische Schmerzen – z. B. nach Operationen oder bei Narben

  • Komplexe regionale Schmerzsyndrome (CRPS Typ I)

Internationale Studienprogramme untersuchen aktuell die Anwendung bei weiteren Indikationen, etwa bei postoperativen neuropathischen Schmerzen.

Ihre Vorteile als Patient

Qutenza® bietet eine effektive Möglichkeit, neuropathische Schmerzen gezielt dort zu behandeln, wo sie entstehen – an der Haut und den peripheren Nerven. Dabei entfaltet es seine Wirkung ohne systemische Belastung. Die Absorption in den Blutkreislauf ist minimal, sodass Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten praktisch ausgeschlossen sind. Dies macht die Behandlung besonders geeignet für ältere Patient:innen oder Personen mit komplexer Medikation.

Ein weiterer Vorteil: In vielen Fällen kann durch Qutenza® der Bedarf an systemischen Schmerzmitteln (z. B. Antidepressiva, Antikonvulsiva, Opioide) reduziert werden – wodurch sich auch deren potenzielle Nebenwirkungen verringern lassen.

Schmerzmedizinische Expertise in Retz

Als Fachärztin für Anästhesie mit Spezialisierung auf Schmerzmedizin und zertifizierte Anwenderin von Qutenza® biete ich diese Therapie in meiner Ordination in Retz an.

Die Auswahl geeigneter Patienten, die Durchführung der Anwendung sowie die Nachsorge erfolgen stets auf Basis medizinischer Leitlinien, aktueller Studienlage und individueller Betreuung.

Sollten Sie unter chronischen, lokalisierten Nervenschmerzen leiden und an einer gezielten, nicht-invasiven Behandlungsform interessiert sein, berate ich Sie gerne persönlich.

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