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Polypharmazie

Image by Madison Agardi

Polypharmazie – Chancen und Risiken der Mehrfachmedikation in der Schmerztherapie

Die moderne Schmerzmedizin ist häufig komplex: Viele Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, sind älter, haben Begleiterkrankungen – und nehmen täglich mehrere Medikamente ein.

In vielen Fällen wird versucht, verschiedene Beschwerden gleichzeitig zu behandeln: Schmerz, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Muskelverspannung, Entzündungen.

Das Ergebnis ist oft eine sogenannte Polypharmazie – also die gleichzeitige Einnahme von fünf oder mehr Arzneimitteln.

Das kann sinnvoll sein, wenn es gezielt und medizinisch fundiert geschieht.

Doch ebenso kann es zu Wechselwirkungen, Nebenwirkungen oder gar Wirkverlust kommen, wenn Medikamente sich gegenseitig beeinflussen oder falsch kombiniert werden.

Gerade in der Schmerzmedizin ist ein präziser, interdisziplinär durchdachter Umgang mit Polypharmazie entscheidend – sowohl für die Sicherheit als auch für die Wirksamkeit der Behandlung.

 

In meiner Ordination in Retz lege ich daher großen Wert auf eine individuell abgestimmte Arzneimittelstrategie, die nicht nur die Symptome, sondern auch den gesamten Menschen im Blick behält.

Was bedeutet Polypharmazie – und warum ist sie relevant?

Polypharmazie ist kein Fehler an sich – sondern oft ein Spiegel der heutigen Lebensrealität: Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Arthrose, Depression oder neurologischen Beschwerden benötigen unterschiedliche Medikamente. Kommen dann noch Schmerzmittel, Schlafhilfen oder Nahrungsergänzungen hinzu, entsteht rasch ein komplexes Arzneimittelregime.

Problematisch wird es, wenn:

  • Medikamente ohne Kenntnis aller ärztlich verordneten Präparate kombiniert werden

  • Wechselwirkungen übersehen werden (z. B. bei gleichzeitiger Gabe von Antidepressiva und Tramadol)

  • Dosierungen nicht individuell angepasst werden (etwa bei Niereninsuffizienz oder Leberveränderungen)

  • sedierende, dämpfende oder kardiotoxische Wirkungen sich verstärken

  • Medikamente über längere Zeit gegeben werden, ohne regelmäßig zu hinterfragen, ob sie noch sinnvoll sind

Besonders gefährdet sind ältere Menschen, multimorbide Patient:innen und Personen mit eingeschränkter Organfunktion. Auch rezeptfreie Medikamente und pflanzliche Mittel spielen in der Gesamtbilanz eine oft unterschätzte Rolle.

Polypharmazie in der Schmerzmedizin – komplex, aber steuerbar

Chronische Schmerzen gehen häufig mit anderen Beschwerden einher – Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Erschöpfung, vegetative Symptome. Eine symptomorientierte Verschreibung von mehreren Substanzen ist verständlich – doch sie erfordert ein hohes Maß an Fachwissen, Koordination und vorausschauender Therapieplanung.

In meiner Ordination erfolgt daher bei jedem Erstkontakt eine strukturierte Medikamentenanalyse:

  • Welche Medikamente werden aktuell eingenommen – und warum?

  • Gibt es pharmakologische Überschneidungen oder Risiken?

  • Sind Dosierungen alters- und organadaptiert?

  • Sind alle Substanzen tatsächlich notwendig? Gibt es bessere Alternativen?

Dabei werden auch Nahrungsergänzungsmittel, Phytotherapeutika oder freiverkäufliche Präparate bewusst mitberücksichtigt. Diese werden im klinischen Alltag leider oft nicht erfragt – obwohl sie teils erhebliche Interaktionen verursachen können.

Kompetenz durch Spezialisierung: pharmakologisch durchdacht behandeln

Als Fachärztin für Anästhesiologie mit Spezialisierung auf Schmerzmedizin verfüge ich über fundiertes pharmakologisches Wissen – auch im Umgang mit komplexen Medikationsplänen. In vielen Fällen gelingt es, durch gezielte Reduktion oder Umstellung einzelner Präparate die Gesamtbelastung zu senken – ohne die Wirksamkeit der Behandlung zu gefährden.

Besonders hilfreich ist hierbei die Pharmakogenetik: Durch genetische Tests lässt sich klären, wie bestimmte Wirkstoffe im individuellen Stoffwechsel verarbeitet werden. So können Wirkverluste, Nebenwirkungen oder Überdosierungen vermieden und Therapieentscheidungen noch genauer getroffen werden.

Ein individueller Therapieplan bedeutet nicht „mehr Medikamente“ – sondern besser abgestimmte Medikamente, auf Basis medizinischer Logik, nicht reiner Symptomunterdrückung.

Verantwortungsvoll begleiten – persönlich, aufmerksam, vorausschauend

Viele meiner Patient:innen berichten, dass sie sich mit ihrem Schmerz und den vielen Medikamenten irgendwann „alleingelassen“ fühlen – zwischen Hausarzt, Facharzt, Apotheke und Eigenrecherche.

In meiner Praxis nehme ich mir bewusst Zeit, um gemeinsam mit Ihnen Ihre Medikation zu analysieren, zu hinterfragen und gegebenenfalls zu optimieren – auf Augenhöhe, mit Erklärungen, mit dem Ziel einer langfristig verträglichen und wirksamen Therapie.

Dabei geht es nicht um pauschale Reduktion, sondern um eine sinnvolle Balance zwischen Notwendigkeit, Wirkung und Sicherheit. Ihre Lebensqualität steht im Mittelpunkt – nicht die Anzahl der Präparate.

Sie nehmen mehrere Medikamente ein und wünschen sich eine schmerzmedizinische Einschätzung zur Verträglichkeit, Sinnhaftigkeit oder möglichen Vereinfachung Ihrer Therapie?
Ich berate Sie gerne persönlich, fachlich fundiert und individuell abgestimmt.

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