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schmerzfrei-Retz

nicht-medikamentöse Schmerztherapie

TENS
TENS, schmerzfrei-Retz

transkutane elektrische Nervenstimulation, TENS

Die Behandlung chronischer Schmerzen erfordert in vielen Fällen eine Kombination aus medikamentösen, physikalischen und psychologischen Maßnahmen.

Ein bewährtes, nebenwirkungsarmes Verfahren, das insbesondere bei chronischen und funktionellen Schmerzen zur Anwendung kommt, ist die TENS-Therapie – die Transkutane Elektrische Nervenstimulation.

TENS ist ein nicht-invasives, physikalisches Verfahren, bei dem niedrig dosierte elektrische Impulse über auf der Haut aufgeklebte Elektroden gezielt an schmerzende Körperregionen abgegeben werden.

 

Ziel ist es, die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Nervensystem zu modulieren und körpereigene schmerzhemmende Mechanismen zu aktivieren.

Wirkmechanismus: Wie wirkt TENS?

Die genaue Wirkweise von TENS ist komplex und basiert auf mehreren physiologischen Prinzipien:

  1. Gate-Control-Theorie (Schmerzfilterung im Rückenmark):
    Durch die elektrische Stimulation schneller, nicht-schmerzleitender Nervenfasern (Aβ-Fasern) wird die Weiterleitung von Schmerzimpulsen aus den langsameren C-Fasern im Rückenmark gehemmt. Man spricht von einem „Schmerzhemmungstor“, das sich durch Reizung schließen lässt.

  2. Endorphinfreisetzung:
    Bestimmte Impulsfrequenzen (v. a. im niederfrequenten Bereich) führen zur Ausschüttung körpereigener Endorphine, also schmerzlindernder Botenstoffe, die zentral im Gehirn und Rückenmark wirken.

  3. Durchblutungsförderung und Muskelentspannung:
    Je nach Anwendung kann TENS lokal die Mikrozirkulation verbessern und muskuläre Verspannungen reduzieren – ein häufiges Begleitsymptom bei chronischen Schmerzsyndromen.

Anwendungsgebiete

TENS kann bei einer Vielzahl chronischer oder wiederkehrender Schmerzsyndrome sinnvoll eingesetzt werden. Zu den typischen Indikationen zählen:

  • Rückenschmerzen (z. B. Lumbago, Facettensyndrom)

  • Nackenschmerzen und Spannungskopfschmerzen

  • Arthrosebedingte Gelenkschmerzen (z. B. Knie, Schulter)

  • Muskelverspannungen und myofasziale Schmerzsyndrome

  • Neuropathische Schmerzen (z. B. bei Polyneuropathie)

  • Chronische Beckenboden- oder Menstruationsschmerzen

  • Postoperative Schmerzen (in der Rekonvaleszenzphase)

Voraussetzung für den Erfolg der TENS-Therapie ist eine sorgfältige Patientenauswahl, eine korrekte Elektrodenplatzierung und die individuelle Anpassung der Stimulationsparameter (Frequenz, Intensität, Impulsdauer). Diese erfolgt in meiner Ordination nach schmerzmedizinischer Einschätzung und unter fachärztlicher Anleitung.

Vorteile der TENS-Therapie

  • Nebenwirkungsarm: keine Belastung von Magen, Leber oder Nieren

  • Nicht-invasiv: keine Nadeln, keine Injektionen, keine Medikamente

  • Selbstständig anwendbar: nach Einschulung zu Hause möglich

  • Kombinierbar mit anderen Verfahren: medikamentöse, physikalische oder invasive Therapieformen

  • Fördert Selbstwirksamkeit: aktive Einbindung der Patienten in den Behandlungsprozess

Gerade bei chronischen Schmerzerkrankungen ist es wichtig, die Eigenkompetenz zu stärken und therapeutische Maßnahmen auch selbstständig umzusetzen.

Die TENS-Therapie bietet hier eine einfache und sichere Möglichkeit.

Ablauf der Behandlung

Nach eingehender schmerzmedizinischer Einschätzung erfolgt in meiner Ordination die Anpassung des TENS-Gerätssowie die individuelle Programmierung je nach Schmerzbild. Dabei werden unter anderem folgende Parameter festgelegt:

  • Impulsfrequenz: typischerweise zwischen 1–150 Hz

  • Impulsdauer: meist 50–250 Mikrosekunden

  • Anwendungsdauer: 20–60 Minuten pro Sitzung, in der Regel täglich oder mehrmals pro Woche

  • Stimulationsart: konventionell, burst-moduliert oder niederfrequent (endorphinerg)

Die Elektroden werden über der schmerzhaften Struktur oder entlang des Nervenverlaufs angebracht. Während der Anwendung spüren die meisten Patient:innen ein sanftes Kribbeln oder Vibrieren – ohne Schmerzen. Wichtig ist, dass die Anwendung regelmäßig erfolgt, um eine anhaltende Wirksamkeit zu erreichen.

Nach einer ausführlichen Einschulung können Sie das Gerät auch zu Hause selbstständig verwenden. 

Grenzen und Kontraindikationen

Wie jedes Verfahren hat auch TENS seine Grenzen. Es handelt sich nicht um eine „Heilmethode“, sondern um ein unterstützendes Verfahren zur Schmerzlinderung. Die Wirkung ist individuell unterschiedlich und nicht bei allen Schmerzformen gleich effektiv.

Nicht eingesetzt werden sollte TENS bei:

  • Herzschrittmacher oder implantierten Defibrillatoren

  • Epilepsie (nur nach ärztlicher Rücksprache)

  • Schwangerschaft (insbesondere im ersten Trimester)

  • Hautverletzungen oder Entzündungen im Stimulationsbereich

Individuell abgestimmt – unter ärztlicher Anleitung

Die TENS-Therapie ist mehr als ein technisches Gerät – sie ist ein aktiver Bestandteil eines multimodalen Therapiekonzepts und sollte immer fachlich begleitet erfolgen. In meiner schmerzmedizinischen Praxis erhalten Sie eine gezielte Einschätzung, eine fachärztlich angepasste Stimulationsstrategie und eine persönliche Einschulung zur Anwendung.

Sie interessieren sich für eine nicht-medikamentöse, nebenwirkungsarme Behandlungsmöglichkeit bei chronischen Schmerzen?
Ich berate Sie gerne zur Anwendung der TENS-Therapie im Rahmen Ihres individuellen Behandlungsplans.

aVNS
aurikuläre Vagus Nerv Stimulation, schmerzfrei-Retz

Aurikuläre Vagusnervstimulation (aVNS) – Neuromodulation über das Ohr

Die moderne Schmerzmedizin nutzt zunehmend auch Verfahren, die gezielt auf die Regulation des Nervensystemseinwirken. Eine besonders vielversprechende Methode ist die aurikuläre Vagusnervstimulation (aVNS) – ein nicht-invasives Verfahren, das über die Haut des äußeren Ohres spezielle Hirnareale aktiviert, die an der Schmerzwahrnehmung, Stressverarbeitung und vegetativen Regulation beteiligt sind.

Diese Therapieform beruht auf neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaften und wird derzeit bei verschiedenen chronischen Schmerz- und Belastungssyndromen erfolgreich eingesetzt – etwa bei Fibromyalgie, Migräne, funktionellen Beschwerden oder Long COVID.

Was ist der Vagusnerv – und warum stimulieren wir ihn?

Der Nervus vagus ist der größte Hirnnerv und ein zentrales Steuerorgan des parasympathischen Nervensystems. Er beeinflusst eine Vielzahl körperlicher Funktionen – darunter Atmung, Herzfrequenz, Verdauung, Entzündungsreaktionen und emotionale Stressverarbeitung.

Eine chronische Überaktivität des Sympathikus – etwa bei chronischem Stress, Schmerz oder Traumafolgestörungen – geht oft mit einer funktionellen Schwächung des Vagusnervs einher. Die Folge: erhöhter Muskeltonus, gestörte Schmerzwahrnehmung, Schlafstörungen, innere Unruhe oder Reizdarmsymptomatik.

Durch gezielte elektrische Reizung des Vagusnervs im Bereich der Ohrmuschel – genauer gesagt am äußeren Gehörgang und der Cymba conchae, wo sich afferente Fasern des Vagusnervs befinden – kann dieser Regulationsmechanismus wieder in Balance gebracht werden. Man spricht von einer Neuromodulation über die Ohrmuschel.

Wirkmechanismus der aVNS

Die aurikuläre Vagusnervstimulation nutzt schwache elektrische Impulse, die über spezielle Hautelektroden an genau definierten Punkten der Ohrmuschel abgegeben werden. Diese Impulse aktivieren vagale Nervenfasern und beeinflussen zentrale Strukturen im Hirnstamm – insbesondere den Nucleus tractus solitarii. Von dort aus werden verschiedene Regelkreise angesteuert, die Schmerz, Stimmung, vegetative Funktionen und Immunprozesse beeinflussen.

Ziel ist nicht die kurzfristige Unterdrückung von Symptomen, sondern eine stabile Regulation des Nervensystems, insbesondere bei chronischen Schmerz-, Stress- und Erschöpfungssyndromen. 

Anwendungsgebiete

Die aurikuläre Vagusnervstimulation wird bei einer Vielzahl funktioneller und chronischer Erkrankungen angewendet, u. a.:

 

  • Chronische Schmerzsyndrome (z. B. Fibromyalgie, CRPS, Reizdarmsyndrom)

  • Migräne, Spannungskopfschmerzen

  • Long COVID mit Fatigue, vegetativen Beschwerden und Schlafstörungen

  • Chronische Rückenschmerzen mit vegetativer Beteiligung

  • Begleittherapie bei posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS)

  • Depressive Verstimmungen und Stressfolgeerkrankungen

Besonders geeignet ist die Methode bei Patienten, die unter langanhaltenden Beschwerden mit vegetativer oder nervaler Beteiligung leiden, auf klassische Medikamente schlecht ansprechen oder eine sanfte, systemisch unbelastende Behandlungsoption suchen.

Durchführung in der Praxis (Aurimod Vivo®-System)

In meiner Ordination kommt das CE-zertifizierte Aurimod Vivo®-System zur Anwendung – ein medizinisches Stimulationssystem zur gezielten aurikulären Vagusnervstimulation.

Zunächst erfolgt eine individuelle Untersuchung der Ohrmuschel und die Markierung geeigneter Stimulationspunkte (z. B. in der Cymba conchae) entlang vagaler Fasern. Anschließend werden mehrere feine perkutane Nadelelektrodenunter sterilen Bedingungen in die Haut eingesetzt. Dieser Schritt wird schmerzfrei mittels Anästhesiecreme durchgeführt. 

Die Nadeln werden mit einem kleinen, tragbaren Stimulationsgerät verbunden, das hinter dem Ohr getragen wird.

Die elektrische Stimulation erfolgt über definierte Impulsfolgen und kann durch die Patientin oder den Patienten selbst mittels eines Steuerstifts (Vivo Pen) angepasst oder pausiert werden. Statusanzeigen erfolgen über farbkodierte LED-Signale.

Die Tragedauer beträgt typischerweise mehrere Tage (z. B. 4–7 Tage) bei durchgehender Stimulation. Während dieser Zeit können alltägliche Aktivitäten wie Arbeiten oder Spazierengehen uneingeschränkt ausgeübt werden. Nicht empfohlen sind hingegen starke Hitzeeinwirkung, MRT-Untersuchungen sowie Schwimmen oder Saunieren.

Nach Ablauf des Zyklus erfolgt die Entfernung der Elektroden in der Ordination, eine Hautkontrolle sowie die Beurteilung der klinischen Wirkung.

Je nach Therapieverlauf kann ein weiterer Stimulationszyklus geplant werden. Die Anwendung bleibt Fachärzten mit entsprechender Qualifikation vorbehalten.

Sicher, präzise, regulierend

Die aVNS mit Aurimod Vivo® ist ein gut verträgliches, mikroinvasives Verfahren ohne systemische Nebenwirkungen. Es eignet sich besonders zur Langzeittherapie chronischer Schmerzzustände mit vegetativer oder zentraler Beteiligung – und kann helfen, den Medikamentenbedarf zu senken, die Schlafqualität zu verbessern und die körperliche Belastbarkeit zu steigern.

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